Stadtretter-Podcast #25

“Testraum-Allee für eine multifunktionale Innenstadt”

Folge #25 ganz neu für euch!

In Folge #25 sprechen wir mit Isabel Glavašević, Projektmitarbeiterin bei der Stadt Offenbach und Hanna von Guionneau von der IHK Offenbach, Referentin für Standortentwicklung. Die beiden bilden die Projektleitung des Zukunftsprojektes “Testraum-Allee“, in dem Handels- und Gastronomieunternehmen in der Innenstadt angesiedelt werden. Der Handel wird in Zukunft nicht mehr die alleinige, tragende Nutzung in der Innenstadt sein. Es braucht eine multifunktionale Innenstadt, als Quartier gedacht – die in dem Testraum erprobt wird.

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Intro: Die Stadtretter – Der Podcast

Frank Rehme: Und wieder eine neue Folge des Stadtretter Podcast. Heute zu einem Thema, was uns, glaube ich, allen am Herzen liegt, nämlich: Frische Ideen gegen den Leerstand zu generieren. Und da haben wir hier zwei super Gäste. Und wenn ich von uns rede, dann rede ich einmal von mir, Frank Rehme, beschäftigt mich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Handel und Innenstadt. Und unserem Co-Host, dem Stefan Müller-Schleipen. Und wir begrüßen heute die Isabel und die Hanna. Und Stefan, fangen wir mit deiner kurzen Vorstellung an, um dann die längere Vorstellung der beiden Gästinnen dann letztendlich durchzuführen.

Stefan Müller-Schleipen: Ja, guten Morgen in die Runde. Ich habe euch, glaube ich, den Termin heute eingebrockt, weil ich bin der, der die Menschen zusammenbringt. Das Stadtretter-Netzwerk hat mittlerweile 1.400 Städte und Gemeinden an Bord. Viele Menschen, die neue Sachen ausprobieren, die voneinander lernen möchten und heute gibt es was zu lernen aus der schönen Stadt Offenbach.

Frank Rehme: Genau. Und da haben wir zwei Gästinnen, und zwar die Isabel und die Hanna. Und ich sage, fangen wir mit Isabel an: Stell dich doch mal vor.

Isabel Glavašević: Ja, schönen guten Morgen auch von meiner Seite. Ich freue mich sehr, dabei zu sein. Mein Name ist Isabel. Ich bin Projektmitarbeiterin bei der Stadt Offenbach, genauer bei der Agentur Mitte. Das ist eine Einheit der Wirtschaftsförderung Offenbach, die das Zukunftskonzept koordiniert, steuert und umsetzt mit ganz vielen PartnerInnen und bin gemeinsam mit der Hanna in der Projektleitung des Zukunftsprojektes Testraumallee, über das wir heute so ein bisschen berichten werden.

Hanna von Guionneau: Ja, ich bin die Vierte in der Runde. Guten Morgen. Hanna von Guionneau von der IHK Offenbach, Referentin für Standortentwicklung da mit dem Schwerpunkt auf das Thema Innenstadtentwicklung. Und ich begleite in meiner Stelle auch noch den Verein Offenbach Offensiv. Das sind 60 Unternehmer, die sich besonders noch mal für ihren Standort einsetzen und zusammen mit der Stadt den Masterplan Stadtentwicklung 2030 aufgesetzt haben und auch das Zukunftskonzept Innenstadt und genau in der Rolle mit Isabel zusammen für das Thema Testraumallee, wo wir Handels- und Gastronomieunternehmen in der Innenstadt ansiedeln. Ja, ich freue mich. Wir machen das jetzt so seit zwei Jahren intensiv und freuen uns auf eure Fragen und so ein bisschen darüber zu berichten…

Frank Rehme: Genau.

Hanna von Guionneau: …was wir in Offenbach alles so auf die Beine stellen.

Frank Rehme: Und das, was du gerade gesagt hast, das ist ja etwas, womit sich jede Stadt eigentlich beschäftigt: Handel und Gastronomie in der Innenstadt anzusiedeln. Wir reden ja immer von ganz, ganz vielen Leerständen, die in den Innenstädten jetzt letztendlich hochpoppen und dazu mal meine Frage: Was macht ihr denn da anders? Und warum heißt das ganze Testraum?

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Hanna von Guionneau: Es ist ein Name aus dem Zukunftskonzept Innenstadt. Isabel und ich haben den Namen, würde ich sagen, von diesem Zukunftsprojekt übernommen. Das hat damals Urbanista zusammen mit der Stadtbevölkerung erarbeitet in verschiedenen Workshops und genau Testraum, weil es um das Thema Testen geht. Und Isabel, Testen ist eigentlich immer so dein Stichwort.

Isabel Glavašević: Ja, genau. Also wir testen ganz, ganz viel, schauen uns, was funktioniert eigentlich gut in der Innenstadt. Was funktioniert? Haben da verschiedene Bausteine auch aufgesetzt, um daraus zu lernen. Und ja, im Konzept steht erst mal ein Rahmen, an dem wir uns natürlich orientieren. Aber wie es dann in der Realität aussieht, das versuchen wir tagtäglich auszutesten.

Stefan Müller-Schleipen: Aber warum heißt das Ding Allee? Jetzt muss ich mal kurz eingrätschen. Gibt es da eine ganze Allee noch von Ideen oder von Testräumen? Helft mir mal weiter, bitte.

Hanna von Guionneau: Die Allee ist das Zielbild, sag ich mal. Und wir haben aktuell einen Testraum. Wir haben aber auch schon ein paar andere Projekte gemacht, die eher temporär waren. Heißt, einmal bei einem Bestandshändler eine Fläche untervermietet, quasi an ein junges Label aus Offenbach, die tendenziell eher vermehrt im Onlinehandel unterwegs sind. Aber da war so die Zielrichtung, dass man auch eine andere Zielgruppe in den Traditionsmodehändler bei uns mit bringt. Und da ist dieses Thema Testen, wir probieren das aus, mit denen, die Lust haben, solche Sachen zu machen. Und ja, Jaja Studio, mit denen wir das zusammengemacht haben, die haben ja auch noch eine Historie, weil die mit uns das allererste Projekt zusammen gemacht haben. Weiß nicht, Isabel, willst du ausholen?

Isabel Glavašević: Genau. Und vielleicht auch Allee, das steht natürlich auch ein bisschen dafür, dass wir viele Ladengeschäfte in die Innenstadt bringen wollen. Das soll das so ein bisschen zum Ausdruck bringen, dass es nicht nur ein Ladengeschäft ist, sondern eine Vielzahl an Ladengeschäften und wie Hanna schon gesagt hat, ein entsprechendes Zielbild. Genau.

Frank Rehme: Stichwort Zielbild. Habt ihr ein Zielbild für Innenstadtbereiche oder für die ganze Innenstadt entwickelt oder worauf basiert dieser Begriff?

Hanna von Guionneau: Ja. Also das Zukunftskonzept Innenstadt hat die These zu sagen: Der Handel wird nicht mehr die tragende oder die alleinige Nutzung in Zukunft in der Innenstadt sein und wir brauchen eine multifunktionale Innenstadt mehr als Quartier gedacht. Wir brauchen natürlich auch immer noch Handel, weil das ist immer noch ein Grund, warum die Menschen in die Stadt kommen. Aber genauso ist Gastronomie ein Grund, das Thema Freizeitnutzung. Es gibt Menschen, die in der Innenstadt wohnen, sich treffen wollen. Das Thema wie verbringe ich auch Konsumfreizeit im Quartier. Das Thema Feste. Wir wollen zusammen feiern, wir wollen uns begegnen. Wir wollen zusammen lernen, Lernorte. Das sind alles Themen oder dieses Zielbild sozusagen fasst das Zukunftskonzept zusammen. Da gibt es 16 Projekte drinnen. Mittlerweile sprechen wir schon von zehn Projekten, die immer wieder entweder angefangen wurden oder aber auch schon sehr konkret in der Umsetzung sind und auch schon einen konkreten Ort auch in der Innenstadt haben.

Frank Rehme: So wie ich das recherchieren konnte, habt ihr ja jetzt Räumlichkeiten, sprich Leerstände. Ihr habt wahrscheinlich auch einen Verfügungsfond für das Sponsoring der Miete aus dem ZIZ-Programm, tippe ich mal, zukunftsfähige Innenstädte und Zentren, nicht?

Isabel Glavašević: Nicht ganz.

Frank Rehme: Also ihr könnt Mieten sponsoren, sagen wir so.

Isabel Glavašević: Genau.

Frank Rehme: Und dann habe ich gesehen, ihr seid ja auch in LeAn. Ihr könnt eure Immobilien auch in LeAn darstellen. Und dann können sich, ich sag mal, Start-ups, Unternehmen, Ideengeber letztendlich auch bewerben bei euch, für diese Ladenflächen. Und wer trifft dann den Zuschlag? Wer macht das Ganze?

Isabel Glavašević: Genau, also vielleicht können wir so ein bisschen noch mal über die Bausteine berichten, weil die sind natürlich nicht einfach so aufgekommen, sondern die sind so ein bisschen strategisch gedacht. Also im Jahr 2023 war der Auftakt der Testraumallee. Das Ganze war gefördert durch Landesfördermittel und da haben wir im Prinzip mit dem OFTEN eine Hinterhofimmobilie bespielt, ein Mini-Kaufhaus draus gemacht, vier Tage lang und haben gesagt: An dem Projekt wollen wir eigentlich konkret lernen, wie geht es eigentlich weiter mit der Testraumallee? Und das war auch unsere Basis für alles zukünftige, weil wir daraus im Prinzip und deswegen auch testen, Learnings generiert haben: Wie geht es eigentlich weiter? Und ein großes Learning von uns war, dass die Gründerinnen natürlich entsprechend eine Unterstützung benötigen von Seiten Stadt, weil sie, wenn sie ins Risiko gehen, nicht alles alleine stemmen können. Und deswegen haben wir gesagt, wir bringen den Testraumfonds auf die Straße, der ist durch Haushaltsmittel der Stadt Offenbach gefördert und der besteht nicht nur aus einem Mietzuschuss, sondern auch aus einem Ausstattungszuschuss plus, und das ist glaube ich das Besondere eigentlich an der Testraumallee und an diesem Fonds, wir haben ein ExpertInnen-Team aus Architekten, Kommunikationsagentur und PR-BeraterInnen. Weil wir im OFTEN auch gesehen haben, dass viele GründerInnen so ein bisschen eine Hemmschwelle haben, was das Thema Nutzungsänderungen angeht, was das Thema Innenarchitektur angeht und haben da eigentlich so einen Bedarf identifiziert, den wir dann im Fonds übersetzt haben und wo wir gesagt haben: Wenn jemand den Zuschlag bekommt, bekommt er auch Architekten, eine Kommunikationsagentur und kann dann entsprechend mit Geld und mit ExpertInnen loslegen. Genau, das ist so ein Baustein.

Frank Rehme: Einen besseren Start kann man ja als Start-up oder als junge Unternehmer überhaupt nicht haben. Also wenn man da wirklich diese Expertise im Coaching mit dabei hat und dann zugleich auch noch Ladenbau und Miete gefördert bekommt. Und welche Formate waren so die ersten, die dann da angefangen haben?

Hanna von Guionneau: Nee, Isabel, mach du…

Isabel Glavašević: Ja.

Hanna von Guionneau: …und ich beantworte dann gleich nochmal die Frage, wer da entscheidet, wer da den Zuschlag bekommt, weil das war glaube ich der Ursprung.

Isabel Glavašević: Ja, also der Testraumfonds ist noch relativ frisch. Wir sind erst seit September auf der Straße und haben entsprechend noch keine Bewerbung erhalten bzw. keine passende Bewerbung, die wir fördern, da sind wir jetzt gerade in der Bewerbungsphase. Das zweite Projekt, was so ein bisschen spontan auch aufgekommen ist, ist, dass wir gesagt haben: Wir brauchen nicht nur eine langfristige Fördermöglichkeit, sondern auch was kurzfristiges. Und da haben wir im letzten Jahr im September dann den Testraum angemietet. Also die Stadt Offenbach hat ein Ladengeschäft, 46 Quadratmeter, angemietet für zwölf Monate, hat das komplett mit den Architekten aus dem Fonds eingerichtet und da sind wir jetzt mitten dabei. Es konnten sich schon zwei Personen austesten und da ist sozusagen die Idee, dass die GründerInnen kurzfristig sich ausprobieren können, also zwischen ein und drei Monaten den Raum anmieten können, um dann und das ist unsere Hoffnung, in den Testraumfonds überzugehen und sich da dann langfristig ansiedeln zu können.

Hanna von Guionneau: Genau und vielleicht noch einmal dieses Thema: Wer entscheidet dann wie? Für den Testraumfonds, für das Förderprogramm, haben wir einen Gremium aus Wirtschaftsförderung, Gründungsberatung, IHK und dem Verein Offenbach Offensiv, wo der dann nach einem Bewerbungsformular, was man ausgefüllt hat, gepitcht werden muss, wo wir das Businesskonzept uns dann angucken. Genau und je nachdem, wie weit der Gründer ist oder nicht ist, bei der Flächenvermittlung helfen oder aber vielleicht hat er auch schon eine Fläche, da können wir dann die Bausteine aus dem Förderprogramm recht flexibel anwenden. Und bei dem Testraum, da sind wir ein bisschen schneller unterwegs und da sind es dann wirklich Isabel und ich, die die Gespräche führen, kurzes Formular ausfüllen: Wer bin ich? Was möchte ich machen? Wie lange möchte ich in den Testraum? Dann rufen wir an, führen ein Gespräch, gucken uns zusammen den Raum an und da haben wir gemerkt, dann hat man ganz schnell auch ein Gefühl: Wer meint es ernst? Wer hat wirklich auch Ideen? Wer hat Produkte? Wer hat da Lust drauf? Weil das ist oft ja auch dieses Thema: Ich mache das im Nebenerwerb und muss da irgendwie noch einen Halbtagsjob, muss noch Kinder oder was auch immer mit kombinieren können. Und die geben da echt ordentlich Gas in dieser kurzen Zeit und packen da echt was drauf, um ihre Ideen, ihren Traum da so zu verwirklichen. Und ja, Stefan?

Stefan Müller-Schleipen: Das würde ich gern positiv verstärken. Ich glaube, ihr seid da echt auf einem guten Weg. Wir sind ja deutschlandweit unterwegs, haben gerade auch ein Projekt in Großenhain gemacht, da ging es um Nachfolgerfindungen für Inhabergeführte Einzelhandelsläden, wo die Inhaber jetzt zeitnah oder absehbar in Rente gehen. Und wir haben da gemerkt, dass viele was machen wollen, aber Schwächen auf unterschiedlichen Gebieten haben. Der eine kann gut Innenausbau, aber kein Social Media, der andere ist ein Digital Profi, aber kann handwerklich überhaupt nichts. Und da verschiedene Unterstützungen anzubieten, architektonisch, Inneneinrichtung, Social Media, ist ein super Ansatz und da möchte ich euch bestärken, verfolgt das weiter, weil wir denken immer nur in günstiger Miete und dann läuft das schon. Nein, die Leute, die sich in so einem Testraum ausprobieren wollen, haben unterschiedliche Schwächen und Stärken. Und das ist eine geile Idee von euch, da unterschiedlich auch zu unterstützen und den Menschen Luft unter die Flügel zu geben. Und das zweite, was ich nochmal verstärken muss, ist so ein Ding, ich habe das so verstanden, dass es eine Art Höhle der Löwen-Pitch habt, nicht ganz so dramatisch, sondern dass der sein Konzept vor Expertinnen und Experten vorstellt, um auch zu gucken: Hat das eine Überlebenschance? Kann das Pflänzchen dann wachsen? Weil wir haben gemerkt, von diesen ganzen Pop-Up-Dingern, die schnell irgendwo in Leerständen angesiedelt werden, wenn das Fördergeld weg ist, ist meistens auch der Pop-Up weg. Also ohne so eine Vorauswahl sind acht von zehn danach wieder weg. Mit Vorauswahl haben wir Kommunen, die sagen: Wir schaffen acht von zehn in die dauerhafte, ins Bleiben zu heben. Also ich hab da meiner Meinung nach die Kernpunkte super richtig gemacht, kann ich nur unterstützen.

Hanna von Guionneau: Ja, vielen Dank.

Isabel Glavašević: Danke.

Hanna von Guionneau: Ja, also dieser Pitch soll ja auch dazu dienen, dass man Punkte identifiziert, wo man halt vielleicht einfach nicht seine Affinität zu hat. Das ist ja ganz normal, dass jeder Mensch seine unterschiedlichen Präferenzen und Vorlieben und Stärken hat und dass man da dann halt unterstützen kann, dass man da niemanden irgendwie auch in ein zu großes Risiko schickt. Genau.

Stefan Müller-Schleipen: Es gibt in der Stadtgesellschaft so viele Menschen, die sich gerne mal ausprobieren würden, mit ihren Ideen, mit ihren Visionen, die sie haben und da ist so ein Testraum meiner Meinung nach der perfekte, der perfekte Ort. Und wir kennen es ja aus anderen Städten und Gemeinden, in Homburg, im Saarland, der Concept Store in Hanau, HanauAufladen. Es hat funktioniert und es wird weiter funktionieren und ich glaube, das ist ein guter Ansatz, den ihr da verfolgt auch.

Isabel Glavašević: Genau. Und deswegen heißt es eben auch Testraumallee uns ist schon bewusst, dass nicht alles funktionieren wird und dass die Leute sich einfach mal austesten.

Hanna von Guionneau: Und vielleicht noch eine Ergänzung: Da sind ja auch Bausteine, die so ein bisschen aufeinander aufbauen. Also im besten Fall kann das auch sein: Ich bin im Testraum, habe da eine erfolgreiche Zeit, bewerbe mich dann auf das Förderprogramm, auf den Fonds und habe dann wirklich mit der Erfahrung und allem, was ich gelernt habe, eine solide Basis, von der ich halt starten kann.

Stefan Müller-Schleipen: Perfekt. Perfekt, ja.

Frank Rehme: Ich war selber in einer Jury in einer Stadt hier am Niederrhein, die solche Konzepte dann dementsprechend auch mit Daumen hoch oder Daumen runter dann auch mit begleiten sollte. Und ich habe da folgende Erfahrung gemacht: Da war ein Konzept, von dem ich wirklich total überzeugt war und gebrannt habe und auch die Einreicher, die haben total dafür gebrannt. Und zwar ging es um einen Laden für ganz bestimmte Tabletop-Spiele. So, und wir haben dann auch geschaut, ich guck dann immer: Mensch, junge Leute aus der Region, wo können die denn hingehen, wenn die solche Spiele lieben? Und da war im Umkreis von 70 Kilometer kein einziger Laden. Das heißt, die hätten ein super Alleinstellungsmerkmal gehabt. Und dann haben die auch ein super Konzept gehabt, was gerade so richtig gut getrendet hat. Und dann kam das große Problem. Dann hatten wir unsere Jury da. Und ich bin ja auch ein älterer Knochen. Aber da waren auch ganz viele ältere Knochen, die gar nicht wussten, was überhaupt Tabletop ist.

Stefan Müller-Schleipen: Das weiß ich auch nicht! Hilf mir mal weiter! Ich habe das noch nie gehört in dem Sinne.

Frank Rehme: Also Tabletop-Spiele, da spielst du in dem Laden Spiele, so Game of Thrones und solche Sachen alle in echt mit Puppen.

Stefan Müller-Schleipen: Ah okay. Ah ja. Das Gesellschaftsspiel, hieß das früher.

Frank Rehme: Ja ja, genau. Also die laufen hier in Düsseldorf haben wir die auch hier in einer A2-Lage, hier letztendlich. Also muss man wirklich sagen, die finden viele Fans. Und dadurch, dass keiner verstanden hat, was das Ganze ist, ist das dann abgebügelt worden und das hat mich richtig traurig gemacht. Das war wirklich ein ganz tolles Konzept und hätte auch wirklich ein Einzugsgebiet gehabt, weil die in der Umgebung alle nicht wussten, wo man solche Sachen dann letztendlich für sich machen kann. Und es ist schade dann auch, wenn auch in so einer Stadt so ein Magnet verloren geht, der überregional sogar eine Bedeutung hat. Da muss man schauen.

Stefan Müller-Schleipen: Muss man das mal austesten, dieses Tabletop-Spiel dann.

Isabel Glavašević: Genau.

Frank Rehme: Genau, richtig. Also das war schon so eine Geschichte und dann kommen ja noch solche Sachen hinzu, dass manchmal da auch jemand von der Bank mal mitredet und solche Dinge alle. Und dann kommt schnell irgendwie Nutzungsänderung, Fluchtwege und solche Dinge. Dann ist man immer ganz schnell dabei in der Realität, was dann schwierig wird. Habt ihr da auch Erfahrungen gemacht in dem Bereich?

Hanna von Guionneau: Also jetzt nicht bezogen auf, dass dann jemand weggelaufen ist, weil bisher haben wir sie immer unterstützt. Also angefangen beim OFTEN, wo wir wirklich für vier Tage lang das getestet haben, zusammen auch mit der Verwaltung und der Bauaufsicht einen Workshop gemacht haben, um da halt auch abzuklären, was braucht ihr denn, um solche flexiblen Nutzungen irgendwie uns zu genehmigen oder uns dann da Veranstaltungen in auch, ja, Immobilien zu genehmigen, wo es dann halt auf den ersten Blick mit dem Holztreppenhaus und und und Brandschutz dann vielleicht nicht so ist, wie wir ihn heutzutage irgendwie verlangen. Und das hat auf jeden Fall geholfen, weil wir die Leute jetzt frühzeitig einbinden auf der Sachbearbeiterebene und damit natürlich dann auch große Enttäuschungen irgendwie abwehren können. Und da muss man natürlich auch sagen, so die Immobilien oder ein Großteil der Ladengeschäfte in Offenbach, da ist auch in den letzten Jahren nicht so viel gemacht worden. Der Testraum beispielsweise, da war jetzt vorher 30, 40 Jahre lang Tischkultur drin, also Servierten und wirklich Leinentischdecken. Und ja, da durfte oder musste dann auch erst mal renoviert werden, um so einer Ladengestaltung, wie wir sie heute haben wollen, halt irgendwie gerecht zu werden auch. Ja, ich weiß nicht, Isabel?

Isabel Glavašević: Genau und deswegen ja auch die Architekten mit an Bord, weil die so ein bisschen so einen Realitätscheck machen. Also die Idee ist quasi vorher, und das haben wir auch beim Tischkultur Schäfer gemacht, in die Immobilie reingehen, gucken: Was ist eigentlich realistisch? Wie teuer wird das Ganze? Und lohnt sich das? Braucht man eine Nutzungsänderung? Also da auch wirklich dann direkt am Anfang zu schauen: Was ist realistisch und was ist umsetzbar?

Hanna von Guionneau: Ja, und an dem nächsten Raum, wo wir jetzt dran sind, da läuft es ja auch so, dass wir erst mal mit den Architekten zusammen gucken: Okay, was geht in dem Raum? Wo kriegen wir einen Wasseranschluss hin oder wie auch immer? Was brauchen wir alles? Was wir jetzt halt gelernt haben, um dann halt auch zu gucken: Okay, mit einem Nutzer zusammen, wie kann man den Raum dann auch herrichten und aufbauen? Das entwickelt sich jetzt so Stück für Stück weiter, da spiegelt sich dann auch wieder die Allee hin, wieder, dass man ja so verschiedene Räume dann generiert.

Frank Rehme: Wie kriegt ihr, oder sagen wir mal so, wie ist die Perspektive auf eine Kontinuität? Habt ihr einen breiten Rückhalt in der Politik oder in der Stadtgesellschaft generell für dieses Projekt?

Isabel Glavašević: Ja, absolut. Also wir sind mit den Projekten auch durch die Stadtverordnetenversammlung gegangen, haben uns da sozusagen das Go geholt und sind da im engen Austausch mit der Politik. Wir als Wirtschaftsförderung sind direkt an den Oberbürgermeister angegliedert, von daher gibt es da auch schnelle Entscheidungen und schnelle Wege.

Hanna von Guionneau: Und so ein bisschen eine Thematik ist auch noch, das Zukunftskonzept Innenstadt ist 2019 erarbeitet worden, 2020 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen worden und wir haben noch diesen ganzen Prozess des Masterplans, den es schon seit 2015 bzw. 2016 dann beschlossen gibt. Und da ist schon ein Vertrauensverhältnis da, diese Konzepte sind akzeptiert und genau dadurch wird halt viel dann über das WIE und nicht unbedingt über das OB mehr diskutiert und gesprochen. Natürlich gibt es auch immer mal wieder ein bisschen Gegenwind und da positionieren sich Parteien, wenn da ein Wahlkampf stattfindet und solche Themen, aber so im Groh stehen die alle hinter dem, was wir da vorhaben. Also da wurde auch eine sehr, sehr gute Vorarbeit geleistet von den Akteuren, die da vorher mit dran waren, würde ich sagen.

Isabel Glavašević: Absolut. Und was das Thema Stadtgesellschaft angeht, da einfach in die Stadtgesellschaft reingehen, aufklären. Wir waren einen Monat lang im Testraum quasi als Open Space, da konnten BürgerInnen vorbeikommen, ihre Fragen stellen, also mitnehmen auf dem Weg, digitale Kanäle wie Instagram nutzen, um aufzuklären: Was machen wir da eigentlich gerade?

Hanna von Guionneau: Ja, Thema Kommunikation, würde ich sagen, ist super wichtig. Seit Anfang des Jahres oder im Dezember gibt es jetzt auch noch den extra Instagram-Kanal vom Zukunftskonzept, Zukunft OF Innenstadt, wo dann über die ganzen Testraumallee und Station Mitte, Scape und Rathauspavillon halt kommuniziert wird und die Leute auch einfach mitgenommen werden, was passiert wo. Wir haben auch gerade zwei große Baustellen in der Innenstadt, einmal im Rathauspavillon, einmal die Station Mitte, das ist die Stadtbibliothek, die in den ehemaligen Kaufhof reinzieht. Und da werden die Leute halt auch informiert, dass da jetzt gerade ein großer Container davor steht und dass da jetzt gerade Steine fallen. Und ich glaube, das ist auch ganz, ganz wichtig, dass man die Menschen einfach mitnimmt, ihnen zeigt, was da passiert. Darüber gibt es halt eine höhere Akzeptanz. Und auch das macht ja irgendwie ein bisschen neugierig und dann geht man vielleicht auch sogar mal bei der Baustelle vorbei und ja, trinkt irgendwo anders noch einen Kaffee in der Innenstadt, sag ich jetzt mal so.

Frank Rehme: Ja, ist ja immer ein sehr großes, ein großer Malus, wenn man Baustellen in der Innenstadt hat. Einerseits wenn man irgendwo ein Gebäude abreißt, umwidmet und solche Sachen alle, als auch wie wenn man irgendwo in der Kanalisation ran muss. Habt ihr dafür irgendwie so spezielle Konzepte, wie ihr dann die Frequenz in dem Bereich dann dementsprechend hochholt? Ich hab mal so, so Stichwort von der Baustelle zur Schlaustelle irgendwie. Ob man da irgendwie…

Hanna von Guionneau: Also das ist vielleicht dann so ein bisschen der Tag der offenen Tür in der Station Mitte. Da wurde dann im Dezember wirklich das Gebäude aufgeschlossen, nachdem dann halt, sag ich mal, das Ding so entkernt war, dass man auch wieder reingehen konnte als Besucher. Und da wurde dann an Stellwänden und mit kleinen Rundgängen im Erdgeschoss kommuniziert und aber auch, ja, was da eigentlich passiert. Und dann aber auch über Beteiligung, über Wände, wo man Wünsche dran schreiben konnte, natürlich auch wieder ein Spiegelbild aus der Stadtgesellschaft eingeholt. Und da arbeiten wir auch mit Partnern zusammen. Weiss nicht, Isabel?

Isabel Glavašević: Ja, vielleicht als Besonderheit noch: Wir hatten ja im Oktober auch den Maustag, der ja deutschlandweit stattfindet, wo wir dann auch wirklich Kinder mit reingeholt haben, gezeigt haben, wie funktioniert eigentlich Baustelle und schon bei den ganz Kleinen angesetzt haben, damit sie eigentlich verstehen, was da passiert.

Frank Rehme: Ja, hervorragend. Also ist ja wirklich ganzheitlich gedacht, die Innenstadt bei euch und man sieht, dass da sehr, sehr viel Engagement mit bei ist. Ja, ich habe gerade gehört so Zwischentöne ein leerer Karstadt oder Kaufhof. Und was passiert damit? Sind da schon Ideen irgendwie entwickelt worden?

Isabel Glavašević: Ja, da können wir wahrscheinlich eine eigene Podcast-Folge draus machen, weil da sehr viele Ideen entwickelt wurden.

Hanna von Guionneau: Ja genau, das wird die Station Mitte, also die Stadtbibliothek, das Wohnzimmer von Offenbach. Aktuell ist die Stadtbibliothek am Rande der Innenstadt in Räumlichkeiten, die viel, viel zu klein sind. Wir hoffen, dass sich die Fläche um das Fünffache vergrößert wird und halt in den ehemaligen Karstadt geht, über mehrere Etagen und ja, das ganze Gebäude soll hin zu einer Multi-Use Immobilie entwickelt werden mit dem Anker Mieter Stadtbibliothek. Und das ist gerade in einem Verfahren. Da wird gerade der Generalübernehmer gesucht. Und wir warten alle gespannt auf die Entscheidung, wer es denn nun wird, wer es nun wirklich umbaut. Weil entkernt ist es schon. Aber jetzt geht es halt darum: Ja, wie geht es weiter? Und Zeitplan ist, dass das Ganze sogar 26 aufmachen soll. Da dürfen uns alle die Daumen drücken, dass das alles Hand in Hand geht und dass wir nicht irgendeinen Stein umdrehen, ja, wo es dann irgendwie sich verzögern würde. Aber wir bleiben positiv und das wird schon funktionieren.

Frank Rehme: Ja, an der Innenstadt von morgen zu arbeiten ist ja eins unserer Kernthemen hier auch im Stadtretter Podcast und im ganzen Netzwerk eigentlich. Ja, und wir hatten jetzt hier zwei Morgenmacherinnen, muss man mal wirklich sagen, am frühen Morgen hier findet übrigens unser Podcast statt, also im doppelten Sinn Morgenmacherinnen. Und ich sag vielen, vielen Dank für eure Einblicke. Wir halten das sehr stark im Auge und berichten auch gerne auf, über unsere anderen Kanäle hier über das, was ihr da an Erfahrung sammelt und sage besten Dank an euch.Stefan Müller-Schleipen: Super spannend, danke schön.

Isabel Glavašević: Ja, danke euch.

Hanna von Guionneau: Ja, danke euch und kommt vorbei, wenn ihr mal auf dem Weg seid und Lust habt, mit uns in die Innenstadt zu gehen.

Frank Rehme: Garantiert.

Outro: Die Stadtretter – Der Podcast