Nutzungsmix für leere Warenhäuser

Von Maximilian Plück und Georg Winters

Rheinische Post, Düsseldorf/Essen · Etliche Galeria-Häuser brauchen nach der Schließungsankündigung eine Zukunft. Die könnte in vielen Fällen in einem Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeiten, Essen und Einkaufen bestehen. Aber jeder Standort braucht ein eigenes Konzept.

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Mixed-Use als echte Lösung und große Chance für leerstehende Kaufhäuser.

Zwei Beispiele für Nachnutzung: die Fassade der alten Galeria-Kaufhof-Filiale an der Berliner Allee in Düsseldorf (oben links) und der Nachfolger Crown (oben rechts) sowie das ehemalige Karstadt-Haus in Herne während des Umbaus (unten links) und die „Neuen Höfe Herne“ heute.

Foto: dpa, Crown, imago (2)

Wenn 52 Galeria-Filialen von der Bildfläche verschwinden sollen, dann drohen 52 mehr oder weniger ungenutzte Warenhäuser in der innerstädtischen Landschaft. Angeblich will die Modekette Aachener bis zu 25 Häuser einschließlich Personal übernehmen. Aber ob das klappt, ist offen. Und selbst dann blieben noch viele Immobilien, für die Vermieter nach Nachmietern suchen, Kommunen nach möglichen neuen Gewerbesteuerzahlern, Kunden und Kundinnen nach Einkaufsmöglichkeiten. Was tun?

Laut Boris Hedde, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH), muss bei den Verantwortlichen ein Umdenken stattfinden: „In Deutschland ist in den Innenstädten viel zu lange vom Handel her gedacht worden, zu wenig von den Bürgerinnen und Bürgern, die in die Städte kommen sollen. Man muss die Perspektive wechseln.“ Soll heißen: keine großen reinen Handelsimmobilien, die viele nicht mehr wollen, sondern einen Mix aus verschiedenen Elementen. „Wenn ein bisheriges Warenhaus einen neuen Nutzungsmix beispielsweise aus Wohnen, Arbeiten, Handel und Gastronomie bekommt, ist das in vielen Fällen die zukunftsfähigste Lösung“, sagte jüngst Benjamin Schrödl, Partner der Beratungsgesellschaft PwC. Zugleich eine, die zwangsläufig ist, so Hedde: „Ein Mix aus mehreren Elementen ergibt sich automatisch, wenn man der Nachfrage der Menschen folgt.“

In vielen Kommunen mangele es abseits der Galeria-Frage jedoch an einer Bestandsaufnahme dessen, was ist, was gebraucht wird und wer das machen könnte: „Die Städte müssen erst mal die Flächen erfassen, die genutzt werden könnten. Dann muss man sehen, welche Konzepte sich dafür eignen und 

wie man dafür die Anbieter findet“, sagt Hedde. Genau das soll ein Projekt namens „Stadtlabor für Deutschland“ bewirken, bei dem das IFH gemeinsam mit 14 Modellstädten eine digitale Plattform für „proaktives Ansiedlungsmanagement“ in Innenstädten erarbeitet hat. Mit Hilfe von softwaregestützten Standards soll jede Stadt für sich einen Weg finden, wie Leerstand vermieden oder schnellstmöglich überwunden werden kann. Das Bundeswirtschaftsministerium hat das Projekt bis Ende 2022 mit elf Millionen Euro gefördert. Auch längerfristig ein Weg, um auch ein drohendes Innenstadt-Desaster an Galeria-Standorten zu managen.
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