Unser Impuls der Woche kommt von Michael Kimberger, Head of Urban Mobility, Smart City Unit der Deutschen Telekom:
„Eins steht fest: Es wird eine Zeit nach Corona geben, vielleicht schon in diesem Jahr. Und egal, ob Gastronomen, Einzelhändler, Kultur oder touristische Angebote - alle warten sehnsüchtig auf den Neustart. Doch dieser Neubeginn muss vorgedacht und vorgeplant sein. Es wird nicht alles sofort wieder aufblühen und es werden nicht alle Bürger*innen sofort in die Stadt zurückströmen.
Doch was sind Modelle der letzten Monate, die in Corona-Zeiten funktioniert haben?
Click & Collect: Einzelhändler haben auch die Chance zu überleben, wenn sie Abholstationen sind. Die schnelle Lieferfähigkeit ist attraktiver als bei Amazon zu bestellen – und ich habe weiterhin einen Ansprechpartner vor Ort.
Vorfahrt für Fahrrad: Noch nie wurde so viel Fahrrad gefahren wie in den vergangenen Monaten. Dies sollten wir nicht wieder zurückdrehen.
Kultur auch virtuell erlebbar machen: Immer mehr Culture Gigs finden virtuell statt. Eine schöne Ergänzung und trotzdem ein intensiveres Erlebnis als die klassische TV-Sendung. Gerade kleine Einrichtungen haben den Mut bekommen sich in die virtuelle Welt zu begeben. Eine perfekte Ergänzung – auch in den kommenden Monaten.
Verwandle die Innenstadt zur Bühne: Wir warten alle nicht nur auf die ganz großen Veranstaltungen sehnsüchtig, sondern wir können wirklich die ganze Innenstadt zu vielen Bühnen machen. Das erhöht die Attraktivität der ganzen Innenstadt, verteilt den Andrang und gibt auch kleineren Künstlern eine Gelegenheit. Alles was es dazu braucht: Schöne Plätze, wenig Autos, etwas Licht und Strom.
Mut zur Reduzierung von Verkehr: Natürlich gehören in eine attraktive Innenstadt weniger Autos. Nur zur Einordnung: Die fußgängerfreundlichste Stadt Deutschlands ist Koblenz mit über 13 autofreien Kilometern (mehr als 5% aller Straßen). Damit liegt Bonn mit unter 3% autofreier Fläche auf Platz 10 in Deutschland. Internationale Zielgrößen sind ganz andere: Amsterdam hat etwa über 20% autofreien Anteil. Es funktioniert also – es braucht nur mehr als Verbote, vielmehr einen klaren Plan.
Logistik-Konzept schaffen: Fußgängerzonen sollten Fußgängerzonen sein und keine Lieferstraßen. Dazu braucht es ein klares Stadt-Logistikkonzept. Viele Städte probieren hier Lastenfahrräder aus, aber auch hier helfen Datenanalysen im Vorfeld um das beste Modell für meine Stadt / mein Bezirk zu finden. Fahren-parken-einkaufen ermöglichen: Nicht jedem ist direkt wieder nach Schlendern und Genießen. Gerade in kleinen Städten und Regionen muss aber die Angst vor einer vollen Innenstadt genommen werden, deshalb jetzt gezielt Pendler auf freie Parkplätze hinweisen.
Sommermonate erlebbar machen: Im Sommer soll die ganze Innenstadt zum Verweilen einladen. Cafés müssen wieder Außenflächen haben. Und wo sie heute nicht vorhanden sind, könnten im Sommer auch Parkflächen herhalten. Warum also nicht im Winter parken, im Sommer chillen?
Wir haben alle ein Ziel: Innenstädte sollen nicht länger bedrücken, sondern Orte der Begegnung werden. Viele der Maßnahmen können bereits jetzt vorbereitet werden. Das würde ein Zeichen für Mut und Aufbruch sein.“
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